Kapitel 1
Bailey
Was hätte ich dafür gegeben, diesen Abend auf meiner eingesessenen Couch zu verbringen. Ohne BH, dafür mit Kuschelpulli und zerzaustem Dutt. In der Hand einen Becher Macadamia-Eis von Freddie´s, dem neuen Laden in der achtundfünfzigsten Straße. Stattdessen betrat ich in Midtown Manhattan gerade den holzvertäfelten Barbereich des French Grill. Es roch nach Steak und Knoblauch, obwohl der Restaurantteil räumlich abgegrenzt war. Für Freitagabend war die Atmosphäre noch gediegen. Ein paar Anzugträger und deren Püppchen, die allesamt dem Wohltätigkeitsverein meiner Mutter entsprungen sein konnten. Mom wäre begeistert.
Ich straffte die Schultern und schob mich durch die feinen Zwirne und süßlichen Parfumwolken, bis ich die Bar im hinteren Teil des Raumes erreichte. Meine Fußballen schmerzten jetzt schon in den hohen Hacken, dabei hatte das Blind Date noch nicht einmal begonnen.
„Ich bin gleich bei Ihnen“, hörte ich den Barkeeper sagen, als ich auf einem der Samthocker Platz nahm und mir eine nach Haarspray duftende Strähne aus dem Gesicht pustete.
Der Druck auf meine Fußballen ließ nach. Was für ein Segen, dachte ich und blickte zu den knallroten Wildlederpumps hinab. Schön waren sie ja, aber meine Zehen waren in den schmalen Spitzen eingequetscht, wie die New Yorker zur Rushhour in der U-Bahn. Es war nicht so, dass ich nie hohe Schuhe trug, vor Gericht wirkten High Heels wie ein Booster für mein Selbstbewusstsein, aber in der Kanzlei und privat, bevorzugte ich es bequem und sportlich. Vergeblich versuchte ich, meine tauben Zehen zu bewegen und verfluchte meine Mutter. Vielleicht sollte ich ihr androhen, das Ufer zu wechseln, wenn sie nicht aufhörte, mir Verabredungen mit ledigen Söhnen ihrer Country-Club-Freundinnen zu arrangieren. Unwillkürlich musste ich grinsen. Eine lesbische Tochter zu haben, wäre für sie wahrscheinlich eine noch viel größere Katastrophe als eine, die mit Anfang dreißig noch Single war. Wenn ich ihr erklärte, dass ich glücklich war und keine Lust auf ein weiteres langweiliges Date hatte, spielte sie immer die Trumpfkarte aus: Meinen Vater.
So machte sie es mit allem, was sie von mir wollte, und es lief jedes Mal gleich ab, wie auch gestern Nachmittag bei Bergdorf Goodman: „Männer reagieren auf Rot, wie andalusische Stiere“, hatte sie gesagt, als sie mir in der Schuhabteilung die roten Wildlederpumps in die Hand gedrückt hatte.
Dabei hatte sie diesen funkelnden Blick gehabt, der fast schon fanatisch wirkte. Als ich versucht hatte, sie von bequemen, aber dennoch schicken, schwarzen Ballerinas zu überzeugen, grüßte das Murmeltier:
„Dein Vater wäre so glücklich, dich an der Seite eines guten Mannes zu wissen.“
Darauf folgte immer theatralisches Seufzen, Wegtupfen einer nicht vorhandenen Träne aus dem äußeren Lidrand und dann der obligatorische Griff zu dem Medaillon um ihren Hals, das das Bild meines verstorbenen Vaters beinhaltete. Ein hauchendes „So glücklich…“, und zack, fand ich mich an der Kasse wieder, wie ich vierhundert Dollar für rote Wildlederpumps bezahlte.
Wieder versperrte mir die störrische Haarspraysträhne die Sicht. Ich schob sie hinters Ohr, sah auf und zuckte zusammen, angesichts des Mannes, der mir hinter der Bar direkt gegenüber stand und mich anlächelte.
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